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40. Todestag der Dichterin Anna Achmatowa

Die "Seele des silbernen Zeitalters" Anna Achmatowa, starb vor 40 Jahren, am 5. März 1966 in Domodedowo bei Moskau.

Ich geh' dahin, wo wir nichts mehr erwarten
Wo, der uns lieb war, nur als Schatten weht,
Wo still im Windhauch liegt ein stummer Garten
Und wo der Fuß auf kalter Stufe steht.

Geboren wurde Anna Andrejewna Achmatowa (Gorenko) 1889 in Bolschoi Fontan bei Odessa (Ukraine). Sie verbrachte ihre Jugend in Zarskoje Selo (bei St. Petersburg). In erster Ehe war sie mit Nikolaj Gumiljow verheiratet, dem Begründer des Akmeismus, dem u.a. auch Ossip Mandelstamm angehörte. Mandelstam und Achmatowa wurden zu den zentralen Figuren dieser Literaturbewegung, welche eine Gegenströmung zum Symbolismus bildete, dessen Metaphorik des Jenseitigen, Metaphysischen die Akmeisten eine eigene Poesie jedes „irdischen Dings“ und eine entschiedene Diesseitigkeit entgegensetzten

Abbildung:
Portrait der Anna Achmatowa
von Kusma Petrow-Wodkin,
1922
Sammlung Russisches Museum,
St. Petersburg

Achmatowa gilt heute als bedeutendste russische Dichterin. Ihr späteres Schaffen ist vor allem von dem Schrecken der stalinistischen Herrschaft geprägt, während der sie selber Schreibverbot hatte (Publikationsverbot von 1922 -1958), ihr Sohn inhaftiert war, ihr erster Mann Nikolaj Gumiljow wegen angeblicher konterrevolutionärer Aktivitäten erschossen wurde, ihr dritter Ehemann Punin in der Lagerhaft starb und viele Freunde ums Leben kamen, darunter ihr jahrelanger Wegbegleiter Ossip Mandelstam, der 1938 in einem Strafarbeitslager in Woronesch verhungerte.
In Russland wird Anna Achmatowa auch deswegen verehrt, weil sie eine Sprache fand, die den Terror dieser Jahre in Worte faßte. Im Epilog zu "Requiem" schrieb sie:

Ich kannte viele früh gewelkte Frauen,
Von Schrecken, Furcht, Entsetzen ausgeglüht.
Des Leidens Keilschrift sah ich eingehauen
Auf Stirn und Wangen, die noch kaum geblüht.

Achmatowa erhielt 1964 den renommierten Ätna-Taormina-Preis und die Ehrendoktorwürde der Universität Oxford, im selben Jahr war sie für den Literaturnobelpreis nominiert. Neben Lyrik verfasste Achmatowa zahlreiche Essays, wissenschaftliche Arbeiten und Übersetzungen.

Abbildung:
Zeichnung von Modigliani,
Paris 1911

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