leipzigart  KUNSTJOURNAL


 

Haste ma ne Maak? Nabelschau in Leipzig, nabelSchau in Dresden, Spannendes auf der Leipziger Bildermesse.

Hallo! Jetzt gibt es auch Einladungen zu Ausstellungseröffnungen, bei denen es interessanter ist, die endlose Liste der Sponsoren zu lesen, als nachzuschauen, wieviel Künstler da wohl beteiligt sind.

Ganz schlimm und mit unfreiwilliger Komik gewürzt war es bei der sogenannten "6. Leipziger Jahresausstellung" (Handelshof, 28.10.-18.11.1999). Wir zählen nicht weniger als 33 Sponsoren, die jeweils in irgendeiner sparsamen Weise dazu beigetragen haben müssen, daß sich lediglich 26 Künstler an dieser Nabelschau beteiligen konnten, von denen zudem nur wenige einen Namen haben oder in irgendeiner Weise frische Neuigkeiten oder ästhetische Endeckungen erwarten lassen. Es sieht vielmehr so aus, als wäre die Veranstaltung in erster Linie eine Selbsthilfeunternehmung unverstandener und in Galerien ungeliebter Künstler mit einigen "berühmteren" Kollegen und gutem Kontakt zur "Obrigkeit" - aber völlig abgenabelt vom Kunstmarkt.
Noch weniger verständlich ist der Titel der Ausstellung, welcher einerseits suggeriert, daß die Macher modern und mit den neusten technischen Praktiken vertraut sind, andererseits deren senil-nostalgisches Lamento im Kontext unbewältigter DDR-Vergangenheit sowie Berührungsangst zur Gegenwart demonstriert: "www.en.de". Im Internet existiert diese Wende jedenfalls nicht - ist vielleicht auch besser so.

Die "nabelSCHAU" in Dresden (Kunsthalle im artotel Dresden, 19.11.99-10.1.2000) - sie heißt wirklich so - wird veranstaltet vom Kulturverein riesa efau, dessen Mitglieder weitaus fester, in keiner Weise weinerlich und bestimmt mehrheitlich mit beiden Beinen im Leben stehen. Hier zählt man 16 Sponsorern und 9 Künstler.
Doch eine Nabelschau, welche in Leipzig zur Peinlichkeit gerät, beschränkt sich in Dresden nicht auf Vereinsmitglieder und deren gute Freunde oder Familienmitglieder. Die Kuratorin Susanne Altmann hat eine Regieausstellung gemacht, Leute aus der Schweiz, den USA und aus Deutschland zusammengeholt und da sieht die Einladung zwar peinlich aus - die Sache selbt ist aber viel symphatischer und verspricht Interessantes. Vor Ort im Dresdner artotel sowie unter der Internetadresse www.nabelSchau.de kann man sich davon überzeugen
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In keiner Weise Nabelschau ist die numehr 11. Leipziger Bildermesse (Globus Galerie, Gohlis-Arkaden, 18.11.1999-17.12.1999), welche sich in diesem Jahr der Erotik und der Sinnlichkeit widmet. Etwa 400 Exponate von 80 Künstlern wie Klinger, Schwimmer, Felixmüller, Heisig, Mattheuer, Metzkes, Paris, Gille, Stelzmann, Hachulla, Braun, Lobeck, Dress, Eckhardt , Wagler oder Raasch können betrachtet und gekauft werden. Und auf der Einladung stehen auch nur 4 oder 5 Sponsoren oder Veranstaltumgspartner - dort scheint etwas mehr professionelle Klarheit und eine spannende Konzeption dahinterzustecken... MEHR INFORMATION

Axel Pilz, November 1999

 

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